Gründer der WISAG: Claus Wisser

Pioniergeist,
Anpacker,
Kultur­liebhaber

Pioniergeist,
Anpacker,
Kultur­liebhaber

Nachruf auf Claus Wisser.

Als Unternehmer gründete Claus Wisser eines der größten Multidienst­leistungs­unternehmen in Deutschland, als Unterstützer wirkte er im gesell­schaftlichen, kulturellen, politischen und sozialen Leben der Region Frankfurt Rhein-Main. Nun ist der Mensch mit den vielen Facetten im Alter von 81 Jahren verstorben. „Jeder, der das Glück hatte, meinen Vater kennenlernen zu dürfen, weiß, dass er ein besonderer Mensch war, den wir nun gehen lassen mussten – Pioniergeist, beherzter Anpacker, sozial engagierter Unternehmer, Kultur­liebhaber und – allem voran – Menschen­freund“, so Michael C. Wisser.

Unternehmer

Dass Claus Wisser sein Unternehmen 1965 ganz allein mit einem Putzeimer, einem Lappen und einer Schreibmaschine zum Leben erweckt hat, ist die vielfach erzählte Gründungsgeschichte der WISAG. Aus den USA übernahm der damals 23-Jährige die Idee, dass Firmen für bestimmte Aufgaben rund um den Geschäftsbetrieb kein eigenes Personal mehr brauchen, sondern diese als Dienstleistung einkaufen können. Damit prägte er die Facility Management- und Dienstleistungsbranche in Deutschland. In den folgenden Jahrzehnten entstand eine inhabergeführte Unternehmensgruppe, die heute mit über 50.000 Mitarbeitenden an 250 Standorten rund um Immobilien, Industrie und Flughafen tätig ist.

Zu Beginn der 90er Jahre zog sich Claus Wisser aus der Geschäftsführung zurück und übergab diese in die Hände von Bernd Jacke. Auf ihn folgte in 2007 Michael C. Wisser, Sohn des Gründers, der das Unternehmen seither in zweiter Generation führt. Claus Wisser wurde 2007 Vorsitzender des Aufsichtsrates und im Dezember zu dessen Ehrenvorsitzenden ernannt. „Ich kann die Firma heute nicht mehr führen, sie ist für mich zu groß geworden. Aber die, die sie heute führen, hätten sie nie gründen können“, antwortete Claus Wisser damals auf die Frage, warum er die Führung der Unternehmensgruppe abgegeben habe.

Vertrauen zu übertragen, war für Claus Wisser ein Ausdruck von Wertschätzung. Diese gehörte so selbstverständlich zu seinem Wertekompass wie die klare Haltung, respektvoll und offen mit den Menschen umzugehen und die Arbeit jedes Einzelnen zu schätzen. Auf diese Weise gelang es ihm, Loyalität, Zuverlässigkeit, Bindung und Begeisterung sowohl im Familienunternehmen als auch bei seinen Kolleginnen und Kollegen und Vertrauten zu prägen. Bernd Jacke, ehemaliger CEO der WISAG, langjähriger Wegbegleiter und Freund Claus Wissers, erinnert sich gern an einen gemeinsamen Termin beim Vorstand der Deutschen Bahn. „Beim Betreten des Gebäudes sagte Claus zu mir: ‚Wir besuchen jetzt erstmal unsere Reinigungskräfte in ihrem Aufenthaltsraum.‘ Er umarmte sie und dankte ihnen für ihre tägliche Arbeit.“ Dank seiner unvergleichlichen Art sorgte er für zahllose dieser kleinen, einprägsamen „Claus-Wisser-Momente“, deren Erinnerung alle, die ihn kennenlernen durften, in Ehren halten werden. Seine Aussage „Du kannst eine solche Firma nur aufbauen, wenn du Menschen magst“, ist in der WISAG eine bekannte Redewendung.

Der persönliche Einsatz für Kunden, Projekte und Werte charakterisierte den Menschen Claus Wisser. Für ihn bedeutete das, jederzeit mehr zu tun, als erwartet wird. „Denn wenn man darauf wartet, dass etwas passiert, dann passiert nichts. Also geht man am besten selbst ran, mit Eigeninitiative, Fleiß und Begeisterung“, wurde er einmal zitiert.

Unterstützer

„Wenn du so viel Glück hattest, ist es selbstverständlich, dass du etwas zurückgibst.“ So hat Claus Wisser sein außergewöhnliches Engagement für kulturelle, gesellschaftliche und soziale Themen begründet. Und diesen Gedanken lebte er: Klassische Musik begeisterte ihn seit dem Klavierstudium am Konservatorium in seiner Geburtsstadt Wiesbaden. Deshalb war er sofort Feuer und Flamme, als sein Freund Michael Herrmann Unterstützung suchte, um das Rheingau Musik Festival aus der Taufe zu heben. Claus Wisser wurde Mitbegründer und Vorsitzender des Fördervereins.

Darüber hinaus war Bildung für ihn jederzeit ein wichtiges Thema. Er selbst hatte zwar nach sieben Semestern Betriebswirtschaftslehre die Universität ohne Abschluss verlassen, da der Erfolg der Unternehmensgründung, die eigentlich das Studium finanzieren sollte, dazwischen kam.

Die Bedeutung von Bildung und Ausbildung junger Menschen in der heutigen Zeit war ihm ein Anliegen. Deshalb engagierte er sich als Mitglied in der Vereinigung von Freunden und Förderern der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt und finanzierte zahlreiche Deutschlandstipendien.

Anlässlich des 50-jährigen Firmenjubiläums der WISAG im Jahr 2015 gründete er gemeinsam mit seinem Sohn Michael C. Wisser die Stiftung KiWIS – die Kinderhilfe der WISAG, um mit ihr die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen zum Wohl einer bunten und lebendigen Gesellschaft zu fördern.

Der beherzte Anpacker, der sich für Werte und Projekte einsetzte, die ihm am Herzen lagen, trat 2022 noch einmal in Aktion, als mit dem russischen Überfall auf die Ukraine der Krieg nach Europa zurückkehrte. Auf Initiative von Vater und Sohn mietete die WISAG ein Hotel und machte daraus zum Unternehmensgeburtstag, dem 15. März, das WISAG Haus als Unterkunft für ukrainische Geflüchtete.

Umbauer

Der Rückzug aus dem unternehmerischen Tagesgeschäft erlaubte es Claus Wisser, sich einer weiteren Leidenschaft zu widmen. Er, der eigentlich mal Architekt werden wollte, begann damit, Immobilien zu renovieren und umzubauen.

„Du bist ein begnadeter und unermüdlicher Umbauer“, sagte Michael C. Wisser seinem Vater zum 80. Geburtstag. Dieser wurde an dem Ort gefeiert, den Claus Wisser selbst sein „letztes großes Abenteuer“ nannte – das Kloster Johannisberg im Rheingau, das auf sein Betreiben seit 2017 saniert wird. „Ein Geschenk an die Region“, wie Claus Wisser es selbst betitelte. Und – ausgezeichnet mit der Georg-August-Zinn-Medaille, dem Hessischen Verdienstorden, der Ehrenplakette der Stadt Frankfurt, dem Willy-Pitzer-Preis und dem Bundesverdienstkreuz – war Claus Wisser als Unternehmer und Unterstützer für die Region selbst genau das: ein Geschenk.

Seine Familie, die Mitarbeitenden der WISAG, Freunde und Weggefährten werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren und sein Lebenswerk fortsetzen. Nicht, weil sie müssen, sondern weil sie gar nicht anders können. Getreu dem Satz, den Claus Wisser von seinen Kunden von Anfang an am liebsten hörte: „Weiter so!“

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